Ob man Brick mag oder nicht hängt sehr stark von der persönlichen Perspektive zum Film Noir ab. Betrachtet man Noir als stilistische Richtung, schwarz-weiß, kontrastreich, verstörend, die einer Crime-Story erst die Bezeichnung Noir gibt, ist man hier falsch. Ist Noir dagegen ein spezielles Arrangement von Anti-Helden und “dunklen” Charakteren um einen verzwickten, verstörenden Plot, dann wird man begeistert sein.

Brick spielt an einer kalifornischen High School und die Hauptdarsteller sind Schüler. Das ist schon einmal nicht Noir im klassischen Sinne. Hauptcharakter Brendan ist ein aggressiver Einzelgänger der in die “High Socity” und “Unterwelt” der Schule gezogen wird, nachdem seine Ex-Freundin ermordet wird. Ganz Noir versteckt er die Leiche und macht sich auf die Suche nach dem Mörder, mit der Gewissheit, dass nur er und der Mörder wissen, dass sie tot ist.

BrickDie Faszination von Brick kommt aus dem Setting und den Charakteren. Die High School, man mag es glauben oder nicht, ist eine perfekte Abbildung der Noir-Welt: Charaktere, die oben sind, Charaktere, die unbedingt aufsteigen wollten, Drogen, Schläger, Informanten und Einzelgänger. Die klassischen Noir-Charaktere sind alle vorhanden: die populäre, aber mysteriöse Femme Fatal, der intellektuelle “Pin” und der “erst schlagen, dann fragen” Handlanger. Brendan bewegt sich durch die verschiedenen Zirkel als hartgesottener, erfahrener Außenseiter mit klarem Ziel aber diffusem Weg, der weiß zu Manipulieren und keine Rücksicht nimmt. Die Handlung könnte nicht mehr Noir sein, mit vielen Anleihen aus Originalen. Selbst die Sprache der Charaktere ist mehr Hommage als alles andere, speziell Brendan und sein seltsamer Mix aus Detektivsprache und High School Slang. Dabei werden beide Settings rigoros ausgenutzt, von High School Humor (“The Pin? He’s supposed to be old, like 26.”) bis zum typischen Dialog zwischen Detektiv (Schüler) und Polizeichef (Schuldirektor). Man ist sich nicht immer sicher, ob die Dialoge absichtlich oder ungewollt komisch sind – eine Gradwanderung für einen Neu-Regisseur wie Rian Johnson, die für Meister des Fachs (z.B. Tarantino) unproblematisch gewesen wäre, aber im Großen und Ganzen funktioniert.

Trotzdem schafft der Film etwas außergewöhnliches: Eine sonnenverwöhnte High School mit sicher mehreren tausend Schülern als trostlosen, desolaten, in permanentem abenddunkel versinkenden Ort erscheinen zu lassen. Als von Angst, Demütigung und strenger sozialer Hierarchie geprägten Ort, dem sich andere entziehen wollen, in den Brendan aber so perfekt passt, wie ein Noir-Detektiv in New York.

Trailer: http://www.apple.com/trailers/focus_features/brick/trailer/