INT. – ZIMMER – TAG

Julia schmollt, sitzt auf einem Hocker, die Beine eng an sich gezogen.

„Und jetzt…?“

Jan schaut auf, schaut sie an, im Wissen, dass gerade etwas gestorben ist…

Julia spricht in leerem, aber wissenden Ton.

„…nix jetzt…“

Jan steht von der Bettkante auf, rüber zur Musikanlage…legt Mahler ein…dieser elende Dramatiker…dieses seelemassierende Tier…der letzte Akt…

Nicht Bonnie und Clyde…besser leise…in stiller Übereinkunft eines Romeo und einer Julia…aber episch…episch muss schon sein…deswegen Mahler…

Jan stellt sich ans Fenster…blickt nach draußen…

Mahler gibt alles was er hat…die Streichertiraden schwingen sich auf zu einem vorläufigen Crescendo…

Julia weiß, sie wird nicht weiterrennen bis in die Ewigkeit…wohin auch…wohin auch…der Weg findet vorzeitig ein Ende…es wird viel verschenkt werden, sehr viel…soviel ist sicher…

Julia (ohne Jan anzuschauern, leise aber sicher)

„Ich komme mit…“

Jan holt einen Cutter aus einer Schublade, schaut Julia kurz an, geht ins Bad…

Julia bleibt noch kurz alleine im Zimmer sitzen…

INT. – BAD – TAG

Jan liegt in der Badewanne, Julia setzt sich in seine Arme…Mahler dröhnt durch die Wohnung…geisterhaft verharren beide für einen Augenblick…

Jan nimmt den Cutter fest in seine Hand, fasst Julias Arm, setzt den Cutter auf ihren Pulsadern an…Julia wendet den Kopf, schaut Jan verängstigt an…Jan presst die Klinge in Julias Adern…Blut…langsam zieht er das Messer die Ader entlang…Julia schaut auf ihren Arm…rotes Blut…sie lässt sich sinken…

Seltsam fremd erwacht Julias Geist…Den Sturmtauben Vasco da Gamas gleich treiben die Blumen des Bösen schwarze Blüten in ihrer zerbrechlichen Seele…Auf dem Scheiterhaufen des Lebens geboren, mit dem Dunklen der Violinen verwandt, als falsche Prophetin, den Wächtern der Wahrheit entflohen, mit Angst in den Augen, mit dem Rücken zur Wand…

Jan hat Julias Arm bis in die Beuge aufgeschnitten…er nimmt ihren anderen Arm…setzt das Messer an…drückt es fest auf die Ader…zieht die Klinge durch den weichen Blutkanal…dann legt er Julias blutüberströmten Arm nieder…hält inne…

Er schiebt Julia von sich, steigt aus der Badewanne…

Julia (in schwachem Ton).

„Du?…“

Jan (ruhig und besänftigend)

„Ich nicht…Wir werden uns wieder sehen, liebe Julia…wir sehen uns…“

Er lässt Julia in der Badewanne liegen, nimmt den Schlüssel aus der Tür, geht aus dem Bad und schließt von außen ab…von drinnen hört er Julias erschütternde Schreie…

Julia (schrill)

„Jan!….Jaaaahhhn!…“

Jan geht zurück ins Zimmer…legt sich auf´s Bett, schaut an die Decke…Julias hoffnungslose Schreie dringen durch die leere Wohnung…

Jan (leise zu sich)

„Mahler, wir beide…wir beide…“

Mahlers Harmonien schwingen sanft durch die Räume…