Ein Junkie kratzt sich wie wild um die Käfer loszuwerden, die aus seinem Kopf kommen. Sein Freund am Telefon sagt ihm nur eins: „Alles wird wieder gut werden“. So beginnt „A Scanner Darkly“, die Verfilmung von Philip K. Dicks Roman über seiner eigenen Drogenerfahrungen in den 70ern. Und der Film bleibt seinem Grundsatz treu: “Alles wird nicht wieder gut werden”. Im Mittelpunkt des Films steht Undercover-Agent Codename Fred alias Drogendealer Bob Arctor, der mit einer Gruppe Junkies in einem heruntergekommenen Haus Trip auf Trip mit „Substance D“ erlebt, die Droge der nahen Zukunft. Seine Identität ist perfekt geschützt: Im Hauptquartier der Polizei trägt jeder „Scramble Suits“, Anzüge die dem Träger das Aussehen hunderten Menschen geben – gleichzeitig, im permanenten Wechsel. Kein Polizist weiß, wer der andere wirklich ist.A Scanner Darkly - Junkie Alles und jeder wird überwacht. Jeden Tag schaut sich Fred die Überwachungsaufnahmen seines eigenen Hauses an. Je mehr und mehr er „Substance D“ erliegt, desto weniger kann er sich und Bob Arctor als eine einzige Person wahrnehmen. Schnell wird Bob Arctor das Hauptziel der Operation und Fred beginnt ihn immer intensiver zu überwachen, die „Scanner“ liefern ihm aber nur ein dunkles Abbild seiner selbst …

A Scanner Darkly bleibt dem Roman treu und schafft trotzdem etwas Einzigartiges. Richard Linklater, mit seiner Erfahrung als Regisseur von Drogen- und Charakterfilmen (Slacker, Dazed and Confused), schafft die perfekte Abbildung der Junkiewelt: Die Rotoshop-Technik lässt den Film gleichzeitig surreal und real erscheinen. Ein Trip als Film und ein Film als Trip. Fantasie und Realität vermischen sicht, Gesichter werden vertauscht und Identitäten vermischt. Die Welt der Junkies –auf der Couch sitzen und über Drogen oder Nonsens reden – und die Polizeiwelt – identitätslose Gestalten vor riesigen Überwachungsterminals – kollidieren und vermischen sich. Fred kann sich als Bob noch im Spiegel erkennen, aber als Polizist sieht er nur seine „Scramble Suit“. Ist Bob realer als Fred, weil er ein Leben, Freunde und eine Freundin hat? Sieht Fred sich selbst noch in Bob oder sieht er nur was der Scanner sieht? Dualität ist der Kern des Films. Genau wie die beiden Gehirnhälften von Fred/Bob sich über die Deutung der Realität streiten, streiten sich die beiden Welten – Polizei und Junkie – um die Realität und die Menschen darin.

Der Film schafft es auch gleichzeitig zwei Botschaften zu vermitteln, dieA Scanner Darkly - Police eigentlich nicht vereinbar sind: Eine Warnung vor den Gefahren von Sucht und Drogenmissbrauch, und die Ablehnung der Überwachungs- kultur und der aktuellen Drogenpolitik.
Die Polizei ist skrupellos, autoritär und selbstgerecht.
Die Junkies sind kindisch, paranoid und pseudo-intellektuell.
Man will sich für keine Seite entscheiden.
Aber eine Wahl hat man nicht.